Eröffnungsrede von Mischa Kuball
Heute ist ein bewegendes Datum:
in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden in Deutschland - wie auch in Düsseldorf - Synagogen, Restaurants, Hotels und viele andere jüdische Einrichtungen in Brand gesetzt.
Es war der Beginn der unbarmherzigen Zerstörung jüdischen Lebens - unübersehbar symbolisiert mit der brennenden Synagoge in Düsseldorf - es sollte kein Jüdisches Leben mehr einen Platz in der Mitte der Düsseldorfer Gesellschaft haben. Zu viele haben in dieser Nacht geschwiegen und sich nicht dem braunen Mob entgegen gestellt - stattdessen wurde in dieser Nacht die Düsseldorfer Feuerwehr angewiesen, nicht zu löschen ...
Das, was damals zerstört wurde - ist an dieser Stelle nicht wieder aufgebaut worden!
Viele Jahre gab es hier ein Provisorium. Später entschied man sich an dieser Stelle mit zwei Gedenksteinen an die Gräueltaten zu erinnern. Die Gemeinde die auf 57 Personen zusammengeschrumpft war, zum Teil unter sehr widrigen Umständen überhaupt die Shoah und die Verfolgung überlebt hatte, fand sich zusammen und traf sich im September 1945 - provisorisch - im Großen Sitzungssaal des OLG zum Gebet.
Heute hat die Gemeinde mehr als 7000 MitgliederInnen - doch der ursprüngliche Ort hier an der Kasernenstraße kann der Bedeutung jüdischen Lebens nicht gerecht werden, deshalb versucht das künstlerische Projekt missing link_ einen würdigen Ort für Erinnerung und Gedenken zu schaffen.
missing link_ kann uns nicht aus der Verantwortung entbinden. Es bleibt an uns, diese Leistung zu vollbringen. Es ist eine gesamtgesellschaftliche und Stadtgesellschaftliche Aufgabe! deswegen ist dieses Denkmal, dieser Denkort, nicht nur den jüdischen BürgerInnen vorbehalten, es ist an uns allen diesen Teil der Geschichte nicht zu vergessen!
Es ist ein großes Privileg als Künstler das Vertrauen des Oberbürgermeisters Dr. Stephan Keller mit seinem Team im Kulturdezernat Miriam Koch, Angelique Tracik und Nicolas Grosch sind hier zu nennen und der Jüdischen Gemeinde - Orded Horowitz und Bert Roemgens zu haben, die sich von Anfang an für dieses Projekt haben begeistern lassen.
Sie haben maßgeblich dazu beigetragen, dass wir heute dieses Projekt der Stadtöffentlichkeit übergeben können.
Wir sind auch aktiv daran interessiert, dass dieser Ort als ein Lernort zu verstehen ist, deshalb haben wir auch mit dem Direktor des Albert-Einstein-Gymnasiums Michael Anger und der Klassenlehrerin Isabel Cranz eine Kooperation besprochen, die es uns ermöglicht, mit den SchülerInnen der Klasse 10B an einem schulübergreifenden Projekt arbeiten zu können.
Diese Aspekte des gemeinsamen Lernens und Vermitteln wollen wir mit einer WebApp unterstützen und weiter entwickeln. Ohne das Fachwissen und städtische Gedächtnis der Mahn-und Gedenkstätte Düsseldorf - namentlich Bastian Fleermann und Hildegard Jakobs - wäre das nicht möglich gewesen. Sie soll weit über den Ort hinaus Auskunft geben können, über die Geschichte und die Gegenwart Jüdischen Lebens.
Aus diesen beiden Bestandteilen wollen wir mit allen gemeinsam eine Zukunft friedlichen Zusammenlebens in Düsseldorf und anderswo unterstützen.
Ein Zusammenleben, dass sich aus Respekt und Achtung vor- und miteinander speist. Das Fremde sollte uns nicht abstoßen oder gar Aggressionen in uns wecken, sondern Neugier und Interesse sollte unseren Umgang mit den Menschen prägen....
All diese Gedanken und Ideen sind entstanden weit vor dem 7. Oktober 2023. Mit diesem Tag hat sich die Situation verändert: dringender denn je scheint unser Werben und Bemühen um eine friedliche Koexistenz aller Glaubensrichtungen, aller Menschen, sich zu vereinen in einem Gedanken von Menschen für Menschen.
Lassen Sie uns alle bitte in friedlicher Absicht, in diesem Moment einander an die Hand fassen.
Lassen Sie uns eine Verbindung aus Solidarität, Verständnis und Zuneigung, ja Liebe, im umfassenden menschlichen Sinne, schaffen und lassen Sie uns einen , Schutzring bilden für die notwendige Energie, demokratische Entwicklungen in unserer Gesellschaft zu stabilisieren.
Ich wünsche mir, dass wir jetzt hinausgehen - mit Respekt und im Gedenken an die, die in diesem Moment nicht teilhaben können - und an die Menschen, deren Zukunft im Moment noch ungewiss und in Gefahr ist.
Navid Kermani, der Schriftsteller und Denker unserer Zeit, hat kürzlich gesagt:
Jeder soll von da wo er ist,
einen Schritt näher kommen!
Wir Menschen kommen unfertig auf diese Welt, das ist ein Schicksal, dass wir mit allen Menschen teilen. Aber wir haben die Kraft und die Möglichkeit etwas daraus zu entwickeln - Lassen wir diese Kraft der Gestaltung größer werden und die Barbarei damit überstrahlen ...
Die Freundes- und Förderkreise der Düsseldorfer Kulturinstitute fordern in ihrem Apell:
NIE WIEDER IST JETZT!
Danke Ihnen für Ihre aktive Teilhabe!